Am Dienstag war es mal wieder soweit: Es wurde mal wieder mit aller Gewalt die Sau durch das Opel-Dorf getrieben. Inzwischen haben wir für schlechte Nachrichten ja einen sehr guten Seismometer, nämlich die Kundschaft. Wenn da nämlich so Sätze fallen wie „Im Radio kam gerade, dass bei Opel [..]“, dann wissen wir, dass da wieder gerade etwas durch die Nachrichten läuft. Und am Dienstag waren es gleich zwei Nachrichten:
- Opel wird im Werk Eisenach in diesem Herbst eine Woche Produktionspause einlegen.
- Opel wird zusammen mit dem französischen Konzern PSA Peugeot Citröen im spanischen Sarragossa gemeinsam ihre Minivan-Nachfolger bauen.
Zwei getrennt laufende Nachrichten, die für eine Horde von Journalisten eine gefundene Leckerei für einen eher nachrichtenarmen Dienstag sind. Es kamen dann unter anderem folgende Kombinationen dabei heraus:
- „Opel leidet darunter, dass der Opel ADAM nicht liefe.“ Stimmt nicht. Der Opel ADAM wird zwar auch in Eisenach gebaut und auch beim Opel ADAM ist der Absatz etwas gesunken, aber primär wird mit dem Produktionsstopp der Absatzeinbruch beim Opel Corsa gekontert, der ebenfalls auch in Eisenach gebaut wird. Und dieser Corsa-Absatzeinbruch, auf den nun reagiert wird, kommt nicht aus Deutschland, sondern vor allem aus Südosteuropa, wo der Opel Corsa traditionell gut läuft.
- „Opel wird in Deutschland immer weniger gekauft.“ Stimmt nicht. Opel hat im September 13 % mehr Autos verkauft, als im Monat davor und steht zur Zeit bei 7,8 % der Neuwagenzulassungen. Das ist genau in dem Plan, den Opel unter anderem auch seinen Händlern kommuniziert und vorgegeben hat. Und auch das Autohaus Gerstel als kleiner Händler an der Peripherie spürt diesen Ruck deutlich.
- „Opel wird den Opel ADAM zukünftig im spanischen Saragossa bauen.“ Stimmt nicht. Der Opel ADAM wird zur Zeit in Eisenach gebaut und auch nur dort. Prinzipiell baut Opel (so wie jeder andere Autohersteller auch) mittelfristig seine Autos möglichst immer in der Nähe seiner Hauptabsatzmärkte. Für den ADAM ist dieser Markt vor allem Mitteleuropa, im spanischen Saragossa werden vor allem Corsa und Meriva gebaut, zukünftig auch der Mokka.
- „Opel-Autos kommen jetzt von PSA Peugeot Citröen.“ Stimmt nicht, zumindest nicht so im Satz. Konzernweite und -übergreifende Zusammenarbeiten sind in der Automobilproduktion üblich und zwar seit vielen Jahren. Auch wenn alle Hersteller miteinander im Wettbewerb stehen, haben viele Hersteller besondere Kompetenzen. Der eine hat einen Wissensvorsprung in der Dieselmotortechnologie, der andere baut besonders gute und viele Cabriodächer und wiederum ein anderer baut besonders viele Kleinwagen und so weiter. Hier die Kompetenzen untereinander zu nutzen, ist wirtschaftlich und sorgt letztendlich für die Werksauslastungen, die ein Hersteller selbst nicht schaffen kann. Die Zusammenarbeit zwischen Opel/GM und und PSA Peugeot Citröen geht genau in diese Richtung. Dennoch hat jeder Konzern seine eigene Daseinsberechtigung und jeder entwickelt seine Modelle mit seiner eigenen Philosophie und Denkweise. Dass in Saragossa PSA und Opel gemeinsam Autos bauen, ist daher noch lange keine Gleichmacherei, sondern vor allem die Nutzung von Synergieeffekten. In Saragossa gibt es unter anderem besondere Kompetenzen im Bau von Minivans und daher möchte PSA Peugeot Citröen hier gern zukünftig den Nachfolger seines C3 Picasso bauen und bringt dazu in ein gemeinsames Projekt Motoren- und Getriebetechnologie ein.
- „Opel lässt Eisenach schleifen.“ Stimmt nicht. Das Werk Eisenach ist immer noch im Opel-Verbund und wurde erst vor einigen Wochen mit einer neuen Lackiererei ausgestattet. Zweifellos gehört das Werk Eisenach zu den modernsten Opel-Werken (und auch zu den modernsten im GM-Konzern) überhaupt.
- „Opel entlässt Mitarbeiter/macht Kurzarbeit in Eisenach.“ Stimmt nicht. Die Opel-Belegschaft in Eisenach arbeitet mit Zeitkonten, die den Abbau von geleisteten Überstunden ermöglicht und zwar recht flexibel. Der jetzt kommende Produktionsstopp ist genau so ein flexibler Abbau von geleisteter Mehrarbeit, denn auch das Werk Eisenach baut Fahrzeuge nicht auf Vorrat. Es gibt also weder Entlassungen, noch Kurzarbeit.
- „Opel geht es wieder schlecht.“ Stimmt nicht. Opel befindet sich zwar immer noch in der Phase des Aufrappelns, allerdings sind die Ergebnisse dieser planmäßig jahrelangen Arbeit in genau den Korridoren, wie geplant. Die Strategie der neuen Modelle und der neuen Motoren läuft derzeit, das Marketing dazu ebenfalls und die stetige Steigerung der Neuwagenzulassungen beweist die Wirkung dieser Schritte.
Es ist also vor allem mal wieder sehr viel warme Luft gewesen, die am Dienstag rund um zwei völlig unabhängige Opel-Nachrichten entstanden ist und zu ganz eigenen Nachrichtenbasteleien zusammengemixt wurden. Immerhin hat es nicht für eine Nachrichtensondersendung gereicht.