Archiv des Autors: Uli Bischoff

Schnullerbomber.

Dieses Stilleben im Ablagefach über dem Autoradio erzählt eigentlich schon fast die gesamte Geschichte des Opel Mokka, der bei uns zur Inspektion stand.

Die Profis (nicht nur in einer Autowerkstatt) legen sich das notwendige Werkzeug eben immer griffbereit parat und dazu gehören in einer jungen Familie zweifellos die Schnuller, um kurzfristigem Aufheulen in der „Loge“ schnell und wirksam entgegenzutreten. 🙂

Kleines Ratespiel.

Schauen Sie sich einmal das folgende Bild an und raten Sie einmal, was selbst mich, der nun viele Dinge in Autos gesehen hat, so auch noch nicht kannte:

Es ist natürlich das Thema mit dem Fensterheben. Denn zum einen gibt es Knöpfe für die elektrische Verstellung und weiter rechts ist dann doch eine Handkurbel verbaut. Und zwar so sorgfältig, als ob die Kurbel original wäre.

Ist es aber nicht: Tatsächlich hat das Auto elektrische Fensterheber, aber auf der Fahrerseite war die Mechanik dann irgendwann defekt. Da wollte der damalige Besitzer wohl nicht auf neue Technik setzen, sondern hat eine Handkurbel eingebaut. Und das, wie gesagt, so sorgfältig und ohne Kratzer, dass selbst wir da zweimal hinschauen mussten. Respekt, einwandfreie Arbeit. 🙂

Defekte Xenon-Leuchtanlage: Nichts für Unbefugte.

Das Hochspannungs-Warnzeichen auf dem Steuergerät für das Xenon-Leuchtmittel in einem Opel Insignia spricht eine deutliche Sprache: Hier fließt richtig Strom. Zwar ist die Stromstärke verhältnismäßig klein, dafür aber die Spannung sehr hoch, nämlich 1.100 Volt im Wechselstrombetrieb. So ein Stromschlag tut nicht nur weh, sondern ist potentiell lebensgefährlich.

Daher ist ein defekter Xenon-Scheinwerfer nichts, an was ein Unbefugter herumdoktern sollte. Glücklicherweise sind Xenon-Leuchtanlagen sehr langlebig, aber durch einen Unfall oder unsachgemäße Behandlung ist es möglich, dass Feuchtigkeit in die eigentlich hermetisch abgesicherten Gerätschaften kommt und dann ist der Kurzschluss weitgehend nur noch eine Frage der Zeit. Glücklicherweise verhindert die zuständige Sicherung Schlimmeres und gibt im Falle des Kurzschlusses den Geist auf.

Daher gilt auch der wichtige Ratschlag: Wenn ein Xenon-Scheinwerfer nicht mehr funktioniert und beim Blick auf die Sicherung erkennbar ist, dass die entsprechende Sicherung durchgebrannt ist, dann ist das ein Fall für die fachkundige Autowerkstatt. Ohne Grund geht eine Sicherung üblicherweise nicht kaputt und der einfache Austausch einer Sicherung führt meist dazu, dass gleich die nächste Sicherung durchbrennt.

Nächstes Motorenmodellbau-Projekt.

Wieder etwas neues aus meinen Mittagspausen, nämlich ein neuer Modellbau-Motor. Hier habe ich etwas ganz spannendes probiert, nämlich einen elektrisch betriebenen Zweizylinder mit einem Signalgeber. Dazu habe ich einen handelsüblichen Signalbaustein verwendet, versorge den mit Strom und zapfe sein Signal ab. Mit diesem Signal wird dann die Motorsteuerung versorgt. Ich habe das wieder in einem Video versucht zu erklären.

Sieht alles „handmade“ aus und ist es auch, denn alle Teile (bis auf die Teile der Elektronik) sind aus unserer Werkstatt und aus ausgebauten Autoteilen zusammengesucht und gebaut. Da helfen auch meine Kollegen eifrig beim Sammeln von Teilen mit.

Und auch für diesen Motor gilt: Wenn Sie Fragen haben, melden Sie sich gern bei uns, beispielsweise über das Kontaktformular des Gerstelblog. Und wenn Sie meine Motoren gern einmal live zuschauen möchten, kommen Sie einfach bei uns im Autohaus vorbei. 🙂

Zwei Modellmotoren für Fans.

Als Serviceberater haben wir Techniker (was wir ja immer noch sind) eine Menge im Kopf den ganzen Tag. Wir nehmen Servicefälle auf, beraten Kunden, führen erste Fahrzeugdiagnosen durch und steuern die Inspektions- und Reparaturfälle, die dann in unsere Werkstatt gehen. Eine Menge Verantwortung wartet da tagtäglich auf uns und da ist es für uns wichtig, den Kontakt zum „Schrauben“ nicht zu verlieren, denn das haben wir schließlich ja alle einmal gelernt.

Viele meiner Kollegen haben daher Hobbys, die kaum von ihrer eigentlichen Berufung zu trennen sind. Und auch ich gehöre dazu, nämlich mit dem Bau von Elektromotoren. Das sind natürlich keine Motoren für den echten Fahrzeugeinsatz, sondern eher modellhafte Bausätze, die dazu dienen, technische Verfahren zu erklären. Und natürlich müssen diese Bausätze dann nach der Planung und dem Bauen auch funktionieren.

Wir haben einmal ein Video gedreht, in dem ich meine ersten zwei Motoren vorstelle:

Diese beiden Modelle sind übrigens unverkäuflich, tut mir wirklich leid. Aber wenn jemand die Motoren nachbauen möchte, liefere ich gern den Schaltplan für die Elektronik und weitere Informationen. Dafür hätten wir dann gern ein Beweisvideo des fertigen Modells. 🙂

Sicherheitshalber sei gesagt, weil ich es darf: Ja, ich nutze hier eine Autobatterie als Stromlieferanten und das sollte man tunlichst nur dann tun, wenn man wirklich weiß, was man da tut und wenn man vorher seine Schaltung fachkundig geprüft hat. Eine Batterie dieser Größe kurzzuschließen, ist kein Spaß und gefährlich. Und wer sich nicht ganz sicher ist, baut sich eine Sicherung ein.

Die Standheizung im Detail.

Ab und zu bekommt man in der kalten Jahreszeit die Möglichkeit, sich mit dem Thema Standheizung zu beschäftigen. Meistens merkt man im Sommer nicht sofort, ob eine Fehlfunktion vorliegt, da die Wenigsten daran denken, ihre Standheizung auch mal regelmäßig einzuschalten, um ihre Funktion zu prüfen – obwohl man eigentlich daran denken sollte, da eine Standheizung ja auch regelmäßig Pflege und „Bewegung“ braucht, um es man so auszudrücken.

Bei diesem älteren Modell von Eberspächer hat die Heizung wegen Überhitzung abgeschaltet und ist nicht mehr angegangen. Leider war nur noch ein kompletter Gerätetausch möglich, da sie noch zusätzlich undicht war und Wasser verloren hat. Das kann leider passieren, denn in einer Standheizung wird richtig Energie umgesetzt und Kraftstoff verbrannt. (In reinen Elektroautos nicht, da übernimmt eine elektrische Heizung diesen Job.)

Durch den Teiletausch haben wir die Möglichkeit, uns die Standheizung in einigen Bildern einmal genauer anzuschauen:

Man sieht sehr schön von rechts nach links:

  • Das integrierte Steuergerät mit Kabelanschluss
  • Der Gehäuseschutz
  • Das Frischluftgebläse mit angeflanschtem Brenner
  • Die Heizkammer mit den Kühlwasseranschlüssen

Dazu erkennt man bei den weiteren Bildern teilweise die Brennstoffanbindung, den Flammwächter, die Glühkerze und die Temperatursensoren. Alles in allen ein komplexes System auf kleinstem Raum, da ja in den Fahrzeugen eh nicht mehr viel Platz ist. (Die Bilder können Sie mit einem Klick vergrößern.)

Die Funktion ist im Prinzip recht einfach. Fahrzeugeigener Kraftstoff wird über eine Pumpe angesaugt und unter Zufuhr eingeblasener Frischluft über eine Glühkerze entzündet. Die so entstehende Flamme erhitzt den Brennraum wodurch das Kühlwasser in einem Mantel drumherum erhitzt wird. Über eine externe elektrische Kühlmittelpumpe wird nun das heiße Wasser im Fahrzeug umgewälzt und erwärmt allmählich den Innenraum und den Motor, als ob der Motor tatsächlich selber laufen würde. Die eigenen Temperatursensoren überwachen den ganzen Prozess und sorgen für einen sicheren Betrieb.

Alles in allen eine feine Sache, vor allem, wenn man keine Garage und keine Lust auf morgendliches Eiskratzen hat. Außerdem schont eine Standheizung den Motor, weil der schädliche Kaltstart entfällt. Dadurch wird auch Kraftstoff eingespart. Und mit Vorwahluhren, Fernbedienungen und Smartphone-Apps sind die neueren Generationen von Standheizungen richtig komfortabel zu bedienen.

Unüblicher Druckverlust.

Was macht man, wenn man immer wieder feststellt, dass Kühlmittel im Ausgleichsbehälter fehlt, ohne das man auf den ersten Blick was sieht? Richtig, man geht einer intensiven Prüfung nach. Glücklicherweise sind heute verbaute Materialien schon hochentwickelt und auch Dichtungen halten um einiges länger, als bei früheren Autos.

Aber manchmal hilft nichts und eine Druckprüfung ist angesagt. So wie bei einem Astra H, den mein Diagnosekollege Markus zu überprüfen hatte. Bei einer Druckprüfung wird das Kühlsystem mit einem vordefinierten Druck beaufschlagt und dann wartet man einfach mal ab – irgendwann muss sich ja was zeigen und das geht dann auch ganz schnell. Der Verursacher:

In diesem Fall war der Fehler an einer kuriosen Stelle, denn der Ausgleichsbehälter hat an der Unterseite einen Riss, der bei zunehmender Erwärmung und Druckaufbau Kühlwasser ablässt. Sieht man natürlich in eingebautem Zustand gar nicht und selbst wenn man den Druckbehälter ausbaut, muss man schon sehr genau hinschauen.

Das ist mit einem Austausch des Ausgleichsbehälters glücklicherweise einfach zu beheben, aber das Problem muss man erst einmal finden!

Einmal schrauben und gut ist.

Ein Traum eines jeden Technikers … einmal den Schraubenschlüssel nutzen und schon sind alle Probleme weg. Genau das hatte ich bei einem Kunden, der ein richtig heftiges Problem meldete.

Der Kunde, Besitzer eines Opel Astra J, musste feststellen, dass ab und zu sein Fahrzeug überhaupt nicht mehr will. Weder funktionierte die Zentralverriegelung noch die Innenleuchten, geschweige denn der Anlasser oder der Motor überhaupt. Das Phänomen kam immer nur kurzzeitig und war nach ein paar Minuten wie von Geisterhand wieder verschwunden.

Vom Gefühl her riecht das nach Spannungsverlust und wir hatten zunächst die Batterie in Verdacht. Die ist allerdings in Ordnung und auch die Symptome passen nicht so ganz. Also fängt man in so einem Fall von vorne an und prüft sämtliche Anschlüsse auf Spannungsverlust. Und siehe da – das Glück gehört immer den Gründlichen und wir wurden fündig:

Eine lose Verschraubung am vorderen Spannungsverteiler im Motorraum-Sicherungskasten hat das Problem verursacht. Einmal schön mit Drehmoment angezogen und gut ist.

Geldprobleme besonderer Art.

Technikdiagnose ist vor allem Detektivarbeit – jeden Tag aufs Neue. Hier wieder ein besonderer Fall, nämlich ein relativ neuer Opel Mokka, bei dem die Sitzverstellung des Fahrersitzes nicht mehr richtig funktioniert. Der Sitz ging nicht mehr vor und nicht mehr zurück. Der Auslöser sind Geldprobleme besonderer Art, nämlich ein verkantetes Cent-Stück. Ich denke, dieses Foto erklärt das Maleur sehr anschaulich:

Sieht sehr anschaulich aus, aber tatsächlich ist diese Ansicht unter dem Fahrersitz und die Schiene ist die innenliegende Schiene. Da kommt auch ein versierter Autofahrer nicht ohne größere Verrenkungen heran. Demzufolge eine gute Entscheidung, hier die Werkstatt nachschauen und das Problem beheben zu lassen. Immerhin geht das dann auch recht schnell. 🙂

Kleiner Austausch, große Operation.

Manchmal sind es die wirklich kleinen Teile, die große Probleme verursachen. Und das manchmal auch bei recht neuen Wagen, wie beispielsweise bei einem Opel Astra von unserer Kollegin Svenja. Da zeigte die integrierte Heckkamera am Bildschirm weiße Linien, die von oben nach unten wandern und ein Flackerbild wie bei einem alten Fernseher aus den Siebzigern zeigte. (Jetzt erklären Sie mal einem jungen Menschen, was ein Flackerbild auf einem alten Röhrenfernseher war!)

Auch bei so einem Problem geht es nur auf detektivische Weise. Nach Rücksprache mit Opel haben wir zunächst Radio und HMI-Schnittstelle auf Garantie gewechselt, was allerdings das Problem immer noch nicht behob. Der nächste Schritt, den ich dann als Diagnosetechniker einleitete, war die „Operation am offenen Herzen“, nämlich die Überprüfung und den Austausch der Datenleitung zwischen Radio und Kamera. Da muss dann einiges auseinandergenommen und gemessen werden, wie man hier sieht:

Der Verdacht auf eine unsaubere Datenleitung, die irgendwo ein Verbindungsproblem erzeugt, liegt nahe. Und in der Tat lagen wir richtig. Nach dem Einbau eines entsprechenden Karosseriekabelsatzes funktioniert das Rückfahrkamerasystem exakt wieder so wie es sein soll.