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Opel im Technikmuseum Speyer.

Am vergangenen Sonntag war ich mit Familie und Besim im Technik Museum Speyer, standesgemäß angereist in meinem Opel Senator. Wir haben ja das Glück, dass zwei der größten Technikmuseen in Deutschland quasi direkt vor unserer Haustüre sind, nämlich die Museen in Sinsheim und eben in Speyer. Während in Sinsheim der Schwerpunkt deutlich auf Fahrzeuge liegt, ist Speyer eher spezialisiert auf alles andere Bewegliche. So finden sich hier unter anderem eine Reihe von Lokomotiven, ein Seenotrettungskreuzer, ein begehbares 22-Mann-U-Boot, das ehemalige Hausboot der Kelly-Family (wer das unbedingt mal sehen wollte…), eine Boeing 747 der Lufthansa, der ehemalige sowjetische Raumgleiter „Buran“ und viele andere Gerätschaften. Dennoch: Die Sammlung an Autos ist nicht zu unterschätzen. Und zum 150jährigen Jubiläum von Opel hat man sogar eine kleine Opel-Ecke aufgebaut. Wir haben mal alles, was wir in Sachen Opel finden konnten, fotografiert.

Gleich am Anfang der Fahrzeugausstellung findet sich dieser Opel Kapitän ’39 im Tarnanstrich. Und damit ist auch klar, dass dieser Kapitän ein Militärfahrzeug war. Immerhin 55 PS Leistung gab der damals hochmoderne 6-Zylindermotor her:

Ein paar Meter weiter findet sich der Vorgänger des Kapitäns, ein Opel Olympia. Und der ist ein echtes Stück deutsche Automobilgeschichte, weil der Opel Olympia das erste Großserienfahrzeug in Deutschland war. Den Namen erhielt er in Anlehnung auf die Olympischen Spiele 1936. Mit der Motorisierung war er mit 24 PS im Gegensatz zu seinem Nachfolger noch deutlich schwächer ausgestattet. Aber ein echtes Schätzchen in einem beneidenswerten Zustand. Ganz ehrlich: Den würden wir sofort nehmen. 🙂

Bei den Feuerwehrfahrzeugen gibt es dann auch einen Opel-LKW zu bestaunen, nämlich einen Opel Blitz LF8 aus dem Jahre 1959, der für die Werksfeuerwehr der BASF im Einsatz war. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Opel Blitz 1,75 t mit einem 6-Zylindermotor, die Kennung „LF8“ ist eine feuerwehrspezifische Kennzeichnung und bedeutet, dass es sich um ein Löschgruppenfahrzeug mit einer Pumpleistung von 8 mal 100 Liter pro Minute handelt, für damalige Verhältnisse schon eine sehr ordentliche Pumpleistung, zumal der Motor mit 55 PS relativ bescheiden motorisiert ist.

Kommen wir zur Opel-Ecke: Da fängt es gleich mal mit dem ersten Vertreter einer Klassiker-Modellreihe an, einem Opel Kadett aus dem Jahre 1937. Diese Modellreihe wurde nur von 1936 bis 1940 in Rüsselsheim gebaut und in dieser Zeit wurden sagenhafte 107.000 Fahrzeuge gebaut, die dafür sorgten, dass der Opel Kadett in seiner Fahrzeugklasse einen Marktanteil von fast sagenhaften 60 % erreichte. Mit 23 PS war er ein Einstiegsmodell, was die Modellreihe des Opel Kadetts bis zuletzt ausmachte. Ein ebenfalls sehr, sehr schön erhaltenes Modell:

Gleich daneben steht ein Opel 4/16 PS aus dem Jahre 1928, ebenfalls ein Schlüsselfahrzeug für Opel, denn mit den Opel-4PS-Modellen (den „Opel Laubfröschen“) stieg Opel in den Massenmarkt für Autos ein. Der Name „Laubfrosch“ bekam die Modellserie von der grünen Grundfarbe und der deutlich kleineren Bauweise der Konkurrenz, die bis dato vor allem große und schwarze Autos baute. Dieser Opel 4/16 bringt 16 PS mit seinem 4-Zylindermotor auf die Räder:

Seinen direkten Nachfolger, den Opel 4/20, hatten wir übrigens letztes Jahr am Jubiläumswochenende zu Besuch.

Das nächste Modell in der speyerschen Sammlung ist ein Bekannter von unserem Opel P4, nämlich ein Opel 1,2 Liter aus dem Jahre 1932 und der direkte Vorläufer des Opel P4, was man ihm auch sehr deutlich ansieht. Mit 22 PS schaffte der 4-Zylindermotor stattliche 85 km/h:

Und auch Motorräder hat Opel mal gebaut, immerhin fast 30 Jahre. Dieses Modell gehört zu den Opel-Neander-Motorrädern und ist aus dem Jahre 1928. Der Name „Neander“ kommt daher, dass diese Motorräder auf Basis der so genannte „Neander-Rahmen“ gebaut wurden, die Opel damals lizenziert hatte. Der Einzylindermotor brachte immerhin 11 PS auf die Räder und beschleunigte das Motorrad problemlos auf über 100 km/h:

(Bei diesem Modell sind wir uns aber nicht sicher, ob es sich um eine Opel Neander P1 oder um eine Opel Motoclub 500 handelt. Wir tendieren zu letzterem, dann allerdings wäre das Motorrad nicht originalgetreu restauriert, denn bei den Opel Motoclub-Motorräder waren für gewöhnlich die Metallteile silberfarben und die Anbauteile aus Leder/Gummi in roter Farbe gehalten. Sachdienliche Hinweise bitte gern unten als Kommentar hinzufügen.)

Das letzte Stück der Sammlung ist ein echter Kracher, nämlich ein Nachbau des legendären Opel RAK2 Sander. Das Original beschleunigte Fritz von Opel (der wegen diesen Versuchen auch „Raketenfritz“ genannt wurde) auf der Berliner AVUS Im Jahre 1928 auf unglaubliche 238 km/h. Dazu hatte das Raketenfahrzeug mal eben 120 Kilogramm Sprengstoff in 24 Feststoffraketen an Bord, mit dessen Verbrennung das Fahrzeug dann beschleunigt wurde. Wirklich nichts für schwache Nerven:

Und was es auch noch gibt, etwas versteckt auf der Empore der Haupthalle: Eine echte Opel-Nähmaschine von 1890. Der Nähmaschinenbau hat immerhin die Opel-Geschichte begonnen, deshalb ist es schon etwas verwunderlich, dass dieses gute und restaurierte Stück nicht in der Opel-Jubiläumsecke steht. 🙂

Ein kleines Schmankerl zum Wochenende.

Freitag. Das Wochenende liegt vor der Türe. Und weil dieses Wochenende vermutlich das kälteste Wochenende dieser Wintersaison werden dürfte, spricht doch nichts dagegen, vornehmlich zu Hause zu bleiben. Und vielleicht bei einer heißen Tasse Tee eine schöne Dokumentation über Opel anzuschauen?

In YouTube finden Sie derzeit eine sehr umfassende und liebevoll produzierte Dokumentation des Hessischen Rundfunks aus dem Jahre 2010, in der die Anfänge der Adam Opel AG nachgezeichnet ist, von den Anfängen mit der Opelschen Nähmaschinenproduktion, über die Fahrradsära bis hin zu den modernen Automobilmodellen des Opel Insignia und Opel Corsa. Und wer in der Dokumentation gut aufpasst, findet dort auch genau den Opel 4/20 PS, der während des Jubiläumswochenendes letztes Jahr als Leihstellung von Opel im Autohaus zu Besuch war.

Die Opel-Geschichte

Telekommunikatives Schmuckstück!

Wenn man mit seinem zuständigen Telekom-Mitarbeiter gut kann und dieser Techniker mein Faible für Schätzchen der Telekommunikation teilt, dann lässt er manchmal solche Schätzchen da wie dieses alte Siemens-Wählscheibentelefon in „farngrün“, das ansonsten im Schrott gelandet wäre:

Sieht zwar nicht mehr ganz wie neu aus, funktioniert aber, nach Auskunft des Technikers, der das Ding erst kürzlich bei einem Kunden mitsamt der noch früher üblichen Endabschlussdose abgeschraubt hat. Um das Ding an einem aktuellen Analoganschluss zum Laufen zu bekommen, müsste also erst mal ein neues Kabel mit TAE-Stecker ran. 🙂

Abriss der „Servicehütte“.

Dieses Bild stammt aus den 1980er Jahren an dem Tag, an dem der legendär gewordene Holzverschlag, der bis dato die Serviceannahme und die Tankstellenkasse beherbergte, abgerissen wurde. Links im Bild sieht man schon den zu diesem Zeitpunkt stehenden Showroom und nun musste also auch der Verschlag weichen, um Platz für den zweistöckigen Zweckbau zwischen Showroom und Werkstattgebäude zu machen, den Sie heute kennen. Showroom und Servicegebäude sind also tatsächlich zwei getrennte Gebäude, die Türe links im Showroom existiert auch heute noch und fällt deshalb nicht auf, weil sie meistens geöffnet ist.

Solche Abrissarbeiten machen wir natürlich noch selbst:

Die zwei Burschen vorn im Bild sind, unschwer zu erkennen, Andreas und ich. Wir beide wurden zu den Abrissarbeiten abkommandiert und sind auch mit Arbeitshandschuhen ausgestattet. Und auch wenn wir auf dem Bild etwas verloren ausschauen – wir haben damals tatkräftig mitgeholfen und gemeinsam haben wir die Servicehütte auch nur an einem Tag abgerissen bekommen. Was auch dringend so sein musste, denn der Aufbau des Zweckbaus war zu diesem Zeitpunkt schon fest eingeplant.

Heinrich Gerstel und die Sache mit dem Flugzeug.

Immer wieder kommt die Sache mit dem Flugzeug auf, wenn es um die Geschichte des Autohauses und um Heinrich Gerstel geht. Der Pforzheimer Historiker Olaf Schulze hat in dieser Sache vor einiger Zeit aufwendige Recherchen gemacht und nach diesen umfangreichen Recherchen verwundert es doch etwas, dass die kurze aber technisch erfolgreiche Flugzeuggeschichte, die in Pforzheim zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben wurde, in der Geschichtsschreibung der Aeronautik weitgehend unbekannt ist.

Zwei Verrückte und eine Idee

Zugegeben, eine böse anmutende Überschrift. Aber wer Pforzheim und die etwas schrulligen Eigenarten der Pforzheimer kennt, wird sehr schnell nachvollziehen können, wie verrückt die Idee von Schlossermeister Eugen Lamprecht und dem Motorspezialisten Heinrich Gerstel damals geklungen haben muss. Aber fangen wir von vorn an:

Wir blättern zurück in das Jahr 1909. Der Pforzheimer Schlossermeister Eugen Lamprecht war vom aufkommenden Flugmaschinenfieber angesteckt worden. Immerhin hatten die Gebrüder Wright ihren motorisierten Flugapparat erst fünf Jahre zuvor auf den Feldern von Kitty Hawk in North Carolina erfolgreich in die Luft bekommen und das Fliegen mit einem Flugapparat war eine Sache, die man in der Zeitung las und für die damaligen Menschen ungefähr so phantastisch klang, wie die heutigen Pläne für einen Flug zum Planeten Mars. Und selbst wenn sich jemand mit diesem Thema ernsthaft beschäftigen wollte – warum ausgerechnet in Pforzheim?

Diese Frage lässt sich vermutlich sehr einfach beantworten: Enthusiasmus. Eugen Lamprecht interessierte sich für das Fliegen und baute einen Flugapparat. Und Heinrich Gerstel, sein guter Bekannter, sollte ihm helfen, darin einen Motor einzubauen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Heinrich Gerstel vermutlich schon längst die ersten Pläne, ein eigenes Geschäft für Motorreparaturen zu gründen (was er dann im Jahre 1911 auch tat), aber Heinrich Gerstel hatte offensichtlich ebenso die Kühnheit, Lamprecht bei seinem Vorhaben zu helfen. Ein Flugzeug wollte gebaut werden und ein Flugzeug wurde auch gebaut.

Das liebe Geld und eine legendäre Ausstellung

Irgendwann ist dann den beiden Machern das passiert, was dem besten Hobby den Garaus macht – das Geld ging zur Neige. Die Entwicklung und Wartung der Flugmaschine verschlang mehr Geld, als verfügbar war. Aber Lamprecht und Gerstel waren auch hier erfinderisch und kamen auf eine Idee: Eine Ausstellung des Flugzeuges sollte es richten. Hierzu wurde ein Nebenzimmer im „Schwarzen Adler“, einer populären einstigen Gaststätte in der Pforzheimer Innenstadt, auserkoren.

Und schon die Vorbereitung muss eine mehr als spektakuläre Geschichte gewesen sein, denn nicht alle Teile des Flugzeuges passten durch die Türen. Die Flügel des Flugzeuges mussten durch extra noch zurechtgesägte Fenster hineingereicht und das Flugzeug dann im Saal zusammengebaut werden. Dann aber war es im Prinzip voll funktionsfähig. Und der Flugzeugmotor wurde wohl auch im Rahmen der Ausstellung mehrfach angelassen, wenn man den damaligen Presseberichten glauben darf. Ein wahrliches Höllenspektakel einer Höllenmaschine, für das viele Pforzheimer bereit waren, ein paar Groschen Eintritt zu bezahlen.

Obwohl Geld zusammenkam, blieb der echte Erfolg von Lamprechts und Gerstels Flugzeug aus, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht. An kommerziellem Personenflug war (noch) nicht zu denken. Immerhin aber gab es Flüge mit diesem Flugzeug.

Der erste Flug

Wer der erste Pilot gewesen ist, ist im Nachhinein weitgehend geklärt worden – Heinrich Gerstel war der erste Pilot. Denn er ließ es sich nicht nehmen, vor dem ersten Flug den Motor im Flugzeug zu testen, ließ ihn deshalb auch an und nahm Geschwindigkeit auf. So viel Geschwindigkeit, dass der Flugapparat auch tatsächlich anfing, zu hopsen und einige Meter in die Luft zu gehen. Danach brachte Gerstel die Maschine aber wieder herunter und überließ Eugen Lamprecht den „richtigen“ Erstflug.

Und er flog tatsächlich! Die Maschine hob ab und zog zunächst steil nach oben. In etwa 100 Metern Höhe gelang es Lamprecht, den Flugapparat waagerecht zu stellen. Dafür fiel die Landung derartig hart aus, dass Propeller und Rumpf der Maschine zu Bruch gingen. Eine Menge Arbeit wartete auf Gerstel und Lamprecht.

Inzwischen interessierte sich die Heeresverwaltung für die Arbeit der beiden und bot ihnen an, ihre Versuche auf dem Exerzierplatz von Forchheim fortzuführen. Von hier aus gelangen dem Flieger Hellmuth Hirth, einer der Gründer des späteren Mahle-Konzerns, auch die ersten Langstreckenflüge, unter anderem auch nach Pforzheim. Hier trafen Lamprecht und Gerstel auch auf den Flugpionier Paul Senge, der in Karlsruhe ebenfalls an einem eigenen Fluggerät arbeitete. Lamprecht und Senge beschlossen dann, ihre Erfahrungen zu bündeln und ein gemeinsames Fluggerät zu bauen.

Das jähe Ende aller Flugexperimente kam, als Senge mit dem Fluggerät bei einem Flug im September 1911 in Forchheim abstürzte. Eugen Lamprecht spielte zwar noch mit dem Gedanken, einen weiteren Flugapparat zu bauen, gab seine Pläne jedoch schließlich auf. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Flugexperimente weitergeführt worden wären.

Das Stunt-Auto.

Echte Stuntshows sind heutzutage nur noch sehr selten zu finden. Ob es nun die Art der Unterhaltung ist, die in der modernen Welt kaum noch gegen Fernsehen und Internet konkurrieren kann oder ob es die Sicherheitsauflagen nicht mehr zulassen – es sei dahingestellt. Früher jedenfalls waren Stuntshows immer wieder eine willkommene Ablenkung von der Einheitsunterhaltung, die sich für die Massen fast ausschließlich um Fernsehen und Kino drehte.

Mitte der 1960er Jahre (wir vermuten 1968) waren die „Canadian Hell Drivers“ auf Deutschlandtournee und hatten auch in Pforzheim Station gemacht. Und wie es bei so Stuntshows üblich war, wurden die Fahrzeuge, die da effektvoll zu Schrott gefahren wurden, bei lokalen Autohäusern akquiriert, meist in Form von eh schon weitgehend schrottreifen Altfahrzeugen. Und so musste dann auch ein alter Opel Kapitän dran glauben, der vorher um die meisten Einbauten und auch um die Fensterscheiben erleichtert und mit Werbematerial beklebt wurde.

Von dieser Tournee der Canadian Hell Drivers (die es heute nicht mehr gibt) haben wir noch einen Filmbeitrag über die Hell Drivers bei der ehemaligen britischen Nachrichtengentur British Pathé gefunden, der offenbar im Juni 1968 in Essen gefilmt wurde, da die dort abgebildeten Fahrzeuge von Autohäusern in Essen stammen:

Interessant dabei auch der Hinweis des Sprechers, dass die Truppe jedes Jahr mindestens einen tödlichen Arbeitsunfall zu beklagen hatte. So einer war beim Pforzheimer Auftritt gottlob nicht zu beklagen, auch wenn die eher unkonventionelle Mitfahrt des Herrn auf dem Bild schlimmeres befürchten lässt.

Einen weiteren Beitrag gibt es auf YouTube, immerhin fast eine Viertelstunde lang. Da sind die Canadian Hell Drivers in Großbritannien unterwegs und fahren dort, wie sich das gehört, eben Vauxhall. Bleibt also alles in der Familie. 🙂

Der Horch 8 und echtes Guerilla-Marketing.

Bevor das Autohaus Gerstel ab 1929 Opel-Vertragshändler wurde, war Heinrich Gerstel als Vertragshändler für NSU und Horch tätig, zwei Vorläuferunternehmen der heutigen Audi AG. Ab 1926 stellten die Horch-Werke den so genannten Horch 8 vor, der Heinrich Gerstel offenkundig dazu beflügelte, für dieses Fahrzeug ordentlich die Werbetrommel zu rühren. Ein Metier, dass dem „Techniker“ Heinrich Gerstel nicht schwergefallen zu sein scheint, wie das folgende Bilddokument beweist. Aber fangen wir bei dieser Geschichte von vorn an. 🙂

Der Horch 8

Der Horch 8, der ab 1927 als Achtzylinder gebaut wurde und das Modell 10 M 25 der Horch-Werke ersetzte, gehörte in die Fahrzeug-Oberklasse und hatte auch schon für damalige Verhältnisse gewaltige Dimensionen. In der Pullman-Version war das Fahrzeug schlappe 4,70 Meter lang, 1,77 Meter breit, 1,90 Meter hoch und wog im Leergewicht rund 1,9 Tonnen. Angetrieben wurde dieses Schiff von Auto von einem besagten Achtzylinder im Viertakt mit 3,1 Liter Hubraum und brachte für damalige Verhältniss erstaunliche 60 PS (44 kW) auf die Räder, deren Vorder- und Hinterachsen 3,45 Meter auseinander standen. Die maximale Höchstgeschwindigkeit lag bei 100 km/h. Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 19 Litern pro 100 Kilometern, was auch heute noch für ein Auto dieser Dimensionen zumindest nachvollziehbar ist.

Ja, der Horch 8 war nicht nur damals eine stattliche Erscheinung auf den Straßen – er ist es auch heute noch, wenn man so einem Oldtimer noch begegnet.

Wie bewirbt man so ein Automobil?

Diese Frage wird sich auch Heinrich Gerstel gestellt haben, denn immerhin ist die Oberklasse als „Königsklasse“ ein Fall für sich – auch heute noch. Neben der Notwendigkeit für so ein Auto braucht es auch das passende Kleingeld.

Zumindest die Leistungsfähigkeit ließ sich sehr anschaulich dadurch darstellen, indem Heinrich Gerstel – auf dem Foto selbstverständlich am Steuer sitzend – sieben Freunde auf eine Werbespazierfahrt einlud. Eigentlich hat dieses Modell ja nur sechs Sitze, so dass auf den zwei Reihen hinter der ersten Reihe „zusammengeruckt“ werden musste, so dass jeweils drei Personen auf den hinteren Reihen Platz fanden. Auf dem Foto sieht man, dass das nicht allzu schwer gefallen sein musste:

Dieses legendäre Foto wurde zwischen 1926 und 1927 angefertigt und zeigt sehr schön, wie schon sehr früh im Autohaus das Marketing als eine Notwendigkeit gesehen wurde, die möglichst kreativ zu bewerkstelligen ist. Und die Details spielen dabei eine große Rolle: Alle acht Insassen haben jeweils einen Zylinder auf dem Kopf – ist ja eben auch ein Achtzylinder!

Der Gerstel-Schneeschlitten.

Also, fangen wir einmal an mit der Auswahl an historischen Fotos aus der Autohausgeschichte. Dieses faszinierende Bild ist Zeuge einer typischen „Heinrich-Nummer“, wie wir intern die fast unglaublich klingenden Geschichten von Uropa Heinrich Gerstel bezeichnen. Es ist undatiert, aber da Heinrich, der im Schlitten vorn sitzt, noch in sehr jungen Jahren zu sein scheint, dürfte das Bild zwischen 1910 und 1915 aufgenommen worden sein. Bahn frei für den Gerstelschen Schneeschlitten! Das Bild gibt es, wie immer, in einer Großansicht, wenn Sie darauf klicken.

Die Geschichte um diesen Schlitten ist schnell erzählt: Es fand ein Schneeschlittenwettbewerb in den Höhen Pforzheims statt und Heinrich Gerstel ließ sich hier nicht zweimal darum bitten, am Wettbewerb teilzunehmen. Ein Rahmen wurde geschweißt, hinten eine starre und vorn eine bewegliche Kufenachse nebst Lenkung montiert und der Schlitten vorn mit einem fast stromlinienförmigen Aufbau verkleidet, auf dem natürlich das gerstelsche Firmenlogo (das aufmerksame Kunden im heutigen Autohaus an einer einzigen und sehr prominenten Stelle finden können) nicht fehlen durfte. Ein echter Viererbob, wohingegen die normalen Holzschlitten wie Spielzeug aussehen!

Bei dieser Abfahrt saß die noch junge Familie Gerstel im Schlitten: Vorn, wie gesagt, Heinrich Gerstel, dahinter Gattin Fanny. Die zwei grimmig ausschauenden Burschen dahinter waren wohl gute Bekannte, das lässt sich heute leider nicht mehr ermitteln. Dass aber schon damals auf Sicherheit geachtet wurde, sieht man am Herr Nummer drei, der in der Hand ein unübersehbares Horn hält, mit dem wohl Zuschauer an der Strecke vorgewarnt werden sollten, dass gleich ein richtig großer Brummer den Hang herunterkommt. 🙂

Mit einem Oldtimer „anfreunden“? Ja!

Ich wurde mal gefragt, wie das so ist, mit der Oldtimer-Liebe. Kauft man einen Oldtimer einfach mal so? Entwickelt man eine Art „Beziehung“ zu „seinem“ Oldtimer? Gar nicht so einfache Fragen, die wir derzeit nach und nach mit unserem Opel P4 beantworten. Der steht ja jetzt im Showroom dort, wo am wenigsten Tageslicht hinkommt und wir nicht so gern Neuwagen hinstellen. Die mobile Werbewand (rechts im Bild) stand bisher ganz in der Ecke und war mehr oder weniger eine Trennwand für abgestelltes Zeug dahinter. Der Opel P4 füllt die bisher nicht so richtig genutzte Fläche jedoch wunderbar aus und erlaubt, wenn man auf „Bilderfang“ geht, richtig tolle Bilder:

Der Nebeneffekt ist, dass wir jeden Tag an unserem Schmuckstück vorbeilaufen. Und genau hier fängt es an: Tatsächlich muss man zu einem Oldtimer eine Liebe entwickeln. Natürlich hat man ihn ja schon gekauft, aber so richtig ans Herz wachsen tut so ein Bolide erst dann, wenn man ihn regelmäßig anschauen kann. Wir haben den Luxus, dass wir dazu eben nicht in die Garage laufen müssen, sondern wir praktisch in unserer Garage arbeiten und die auch noch eine perfekte (und übrigens richtig teure) Beleuchtung für Fahrzeuge hat.

Mit unserem Opel Kapitän, der jetzt vorübergehend eingemottet ist, war das etwas ganz anderes, denn den kennen wir „Jungen“ ja wirklich von Anfang an, der war für uns schon immer da. Den Opel P4 aber, den lernen wir eben gerade kennen und lieben. Klein, schnuckelig, ein Blickfang für wirklich jeden, ob Jung oder Alt, Autobegeisterter oder einfacher Autofahrer.

Wirklich der Anfang einer ganz, ganz großen Liebe. Und eigentlich haben wir unseren P4 ja gerade einmal drei Monate!

100 Jahre „kfz-betrieb“.

Das Jahr 1911 scheint ein großes Jahr der Mobilität gewesen zu sein. Unser kleines, bescheidenes Autohaus ist da gestartet, aber auch die Fachzeitschrift „kfz-betrieb“ des Vogel-Verlages, die am 10. Oktober 1911 – also heute vor genau 100 Jahren – noch unter dem Namen „Auto-Markt Pössneck“ erschien, aber schon im Vogel-Verlag. Ohne es vermutlich so richtig zu ahnen, hatte Verleger Arthur Gustav Vogel damit die erste deutschsprachige Fachzeitschrift des Kfz-Gewerbes herausgegeben, die 100 Jahre später unumstritten der erfolgreichste Titel der Branche ist. Diese Art und Weise des „Einfach mal machen!“ muss damals der Antrieb für so viele Unternehmen in der aufkommenden Autobranche gewesen sein.

Was wir leider nicht mehr herausfinden können: Seit wann wir „kfz-betrieb“ schon im Abonnement haben. Für Andreas und mich war die „kfz-betrieb“ schon immer „da“ und Bestellunterlagen sind nicht mehr zu finden. Es kann also durchaus sein, dass wir da schon 50 Jahre und mehr als Abonnenten dabei sind. Irgendwie lösen solche Gedankenspiele über eine so lange Zeit immer wieder eine Gänsehaut aus und wir können deshalb sehr gut nachvollziehen, was die Redaktion da für eine Ehrfurcht gepackt haben dürfte, als sie das Jubiläumsheft erstellt hat. Adel verpflichtet!

Und deshalb wird der Spieß einmal so herumgedreht, dass wir an diesem Montagmorgen um halb acht nicht als erstes die Zeitung oder die „kfz-betrieb“ lesen, sondern selbst schreiben und den „kfz-betrieblern“ gratulieren:

Herzlichen Glückwunsch, Kollegen! Haltet weiterhin ein kritisches Auge auf unsere Branche, auch wenn es, wie bei jedem echten Automotor manchmal stinkt, knallt und gelegentlich auch mal wehtut. Benzin im Blut ist eben Benzin im Blut.  😉

Sehr empfehlenswert übrigens das Online-Dossier der „kfz-betrieb“ zum einhundertjährigen Jubiläum. Wer da mal etwas nach unten blättert findet da auch die Meldung zu unserem Jubiläum. 🙂