Vor einer Weile bekamen wir Besuch von drei jungen Leuten, die mit ihrem quietschgrünen Opel Corsa bei uns auf den Hof fuhren und ein kleines Problem mit ihrem Fahrzeug hatten. Sie hatten offensichtlich einen „Parkrempler“ auf der Beifahrerseite und der Rempler war derartig unglücklich, dass sich die heruntergefahrene Scheibe nicht mehr hochfahren ließ. Sie fuhren also abends auf den Hof, klingelten an der dort stationierten Notruf-Taste, die automatisch an unsere Rufbereitschaft weiterleitet. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass eine schnelle Reparatur nicht so ohne weiteres machbar sein würde, zumal der Opel Corsa ein Mietwagen war. Bis bei Mietwägen jeder Besitzer und Eigentümer sein Okay zu einer Reparatur gibt, vergehen mitunter Tage.
Den drei jungen Besuchern war das aber gar nicht so unrecht, denn sie führte eine Mission durch das Land – sie waren auf der Walz. Nun ist die Walz ja eigentlich etwas, das Handwerksgesellen vorbehalten ist. Nur sie können offiziell für drei Jahre auf die Walz gehen und in der Zeit Land und Leute kennenlernen. Die beiden Studenten Philipp Bertisch und Marcel Günthel studieren Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar und reisten seit Ende Juli durch Deutschland, um im Rahmen ihrer Diplomarbeit kleine Unternehmen auf ihrem Wege zu beraten. Und das eben ganz nach der Idee der Walz: „Wir wollen Meister werden. Der Weg dahin – die Walz.“
Die Idee der Walz muss man uns als Meisterbetrieb nicht erklären. Zwar ist unser letzte Automobilhandwerksgeselle auf der Walz schon (leider) eine ganze Weile her, aber sollen wir denn drei Studenten, die mit ihrem Opel Corsa gestrandet sind, einfach so draußen stehen lassen, wenn sie voll von Ideen sind und zudem ihr Handwerkszeug mit Computer und Kamera schon dabei haben? Also, ein Deal, Kost und Logis auf uns und dafür gibt es Beratung für uns, wie wir den visuellen Auftritt unseres Autohauses verbessern können.
Herausgekommen sind ein paar sehr überraschende Dinge für uns, die uns in unserer täglichen Arbeit gar nicht so sehr bisher aufgefallen sind. Beispielsweise haben einfache Veränderungen im Verkaufsraum dazu geführt, dass wir jetzt die Fahrzeugprospekte und die Tafel mit den Autolack-Varianten umgestellt haben und sich nun zentral an einem anderen Standort befinden. Ein Gummibaum, mit dem wir bisher eher etwas hilflos eine Ecke kaschieren wollten, musste seinen angestammten Platz verlassen und prompt war mehr Platz für ein weiteres Fahrzeug im Showroom da. Das sind alles so kleine und spontane Ratschläge, die wir auch gleich umgesetzt haben.
Zu ihrer 8. Station ihrer Walz haben die Drei auch ein schönes Video gedreht, dass wir an dieser Stelle hier zeigen möchten:
Pforzheim (8.Station) from Wir gehen schon mal vor! on Vimeo.
So wie es den drei gefallen hat, so hat es uns auch sehr gefallen. Die Woche war leider viel zu schnell vorbei, aber der Informationsaustausch in alle Richtungen war eine sehr spannende Angelegenheit. Ich denke, das kommt in dem Film auch ganz gut rüber.