Zuerst einmal: Wir schimpfen nicht gern auf die Politik. Demokratie und politische Arbeit sind zwei „dicke Bretter“ und man kann es nicht allen gerecht machen. Das gehört zur Politik dazu. Unsere Gesellschaft, davon sind wir überzeugt, ist deshalb so stabil, weil wir trotz unterschiedlicher Meinungen gut miteinander auskommen.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, die uns der Dieselskandal seit inzwischen mehreren Jahren beschert. Nämlich eine Menge Diskussionen mit Besitzern von Dieselfahrzeugen. Und hier vor allem sehr viel Unsicherheit, denn wer kann heute schon genau sagen, wie es morgen mit dem Diesel weitergeht? Leider immer noch niemand so wirklich.
Ein bezeichnendes Beispiel sind die EURO-Abgasnormen, nämlich die, die gerade relevant für Dieselfahrverbote sind. Denn da wird vornehmlich von EURO 4, 5 und 6 gesprochen. Aber tatsächlich gibt es derzeit:
- EURO 4
- EURO 5a
- EURO 5b
- EURO 6b
- EURO 6c
- EURO 6d-TEMP
- EURO 6d
Blicken Sie noch durch? Wir gerade noch so, aber es kostet eine Menge ständige interne Weiterbildung und als Obermeister der Pforzheimer Kfz-Innung weiß ich, dass sich viele Werkstattkollegen ebenso schwer tun bei all den Normen, drohenden Fahrverboten und Entschädigungsstrategien. Und dann muss man das ja alles seinen Kunden erklären. Jeden Tag aufs neue.
Wir sind auch nach Jahren in einem riesigen Thementank, in dem viele Fragen unklar sind. Wir wissen, dass wir eine saubere Umwelt wollen (wir Autoleute leben ja auch darin) und wir wissen auch, dass Autohersteller und auch Autobesitzer viel dafür tun können, die Umwelt zu schonen. Aber schön wäre es, wenn wir alle feste Regelungen, feste Sanktionierungen und vor allem eine Strategie bekämen, mit der wir uns auf all das vorbereiten können.
Und dann müssten schließlich auch die betroffenen Autohersteller ehrlich mit ihren Kunden umgehen. Da sind wir mit Opel größtenteils raus, aber das ist kein wirklicher Trost, denn in der Kfz-Innung haben viele Kollegen, die andere Marken vertreten, ihre liebe Müh‘ mit Kunden, die – zu Recht – sauer sind über den Hersteller ihres Fahrzeuges. Da landet eine Menge Frust in den Autohäusern, obwohl die eigentlich gar nichts dafür können und sich fast ausnahmslos alle sehr darum bemühen, Kunden zufriedenzustellen und mit Informationen zu versorgen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass in vielen Autohäusern regelrechte Verzweiflung herrscht. Ich als Opel-Mann mit eigener Werkstatt muss mich gelegentlich sogar in eskalierende Diskussionen zwischen Kunden und anderen Autohäusern einschalten und mit schlichten.
Das nervt und schockiert uns Autoleute gleichermaßen. Wir sind ein Land der Mobilität und des Automobils. Wir haben das Auto erfunden und wir haben eine starke Industrie, die von Anfang an Innovationsführer war und zwar weltweit. Spätestens jetzt wäre es wirklich sehr, sehr wichtig, dass wir wieder Verbindlichkeit vermitteln können. Autohersteller sind es gegenüber ihren Vertragshändlern und Werkstätten und natürlich auch gegenüber ihren (und unseren) Kunden schuldig.